Inhalt Splitter Dialog Betrifft Fundgrube Unterwegs Hörbar ?? EDV Links Datenschutz Impressum Suche

Kopfsplitter

Unterwegs

Stettin - eine Spurensuche

aktualisiert am 9.6.2023

Aussicht von der Stettiner Jakobikirche auf die Westoder Stettin, Hafenstadt an der Westoder © 2021 KopfsplitterFoto

Stettin wurde im Laufe der Geschichte von Pommern, Polen, Schweden und Preußen regiert und gehörte bis 1945 zum Deutschen Reich. Nach dem verlorenen Krieg wurde die deutsche Bevölkerung von den Polen vertrieben und die Stadt fortan Szczecin genannt. Die frühere Hansestadt, die an der Oder und in der Nähe der Ostsee liegt, besitzt auch heute noch eine bedeutenden Hafen. Stettin ist mit ungefähr 400.000 Einwohnern aktuell die siebtgrößte Stadt Polens.
Wir besuchten Stettin im Juli 2021.

Soldaten auf einem Transportschiff beim Waffenreinigen im Jahr 1941 An Bord eines der Schiffe © 1941 KopfsplitterFoto

Warum Spurensuche? Ein nahes Familienmitglied war nach der militärischen Ausbildung als Funker zu einem ersten Kriegseinsatz im Juni 1941 nach Stettin beordert worden, um dort an Bord eines Transportschiffes zu gehen, das ihn in die finnische Hafenstadt Oulu bringen sollte. Einige Fotos, die der Soldat machen konnte, sollen hier gezeigt werden. Auf der Rückseite dieses Bildes hatte er "Beim Waffenreinigen auf Schiff" notiert.

Deutsches Transportschiff auf der Fahrt nach Finnland im Jahr 1941 Transportschiff auf See © 1941 KopfsplitterFoto

Im Internet finden sich Hinweise darauf, dass am 11. Juni 1941 ein Konvoi mit den 4 Frachtschiffen Marie Leonhardt, Westsee, Westplain und Karpfanger mit insgesamt 1195 Mann und 359 Fahrzeugen an Bord von Stettin aus in See stach und am nächsten Tag in Finnland eintraf. Für die eigentlich zivilen Frachter Marie Leonhardt und Westsee war das bereits der zweite Kriegseinsatz nach dem "Unternehmen Weserübung" im April 1940.

Die Hakenterrasse am Stettiner Hafen im Jahr 1941 Hakenterrasse am Stettiner Hafen © 1941 KopfsplitterFoto

Die Hafenpromenade am westlichen Ufer der Oder mit der Hakenterrasse war und ist eines der bekanntesten Wahrzeichen von Stettin. Sie wurde nach dem Oberbürgermeister Hermann Haken benannt, der von 1878 bis 1907 amtierte. Das Ensemble umfasst neben der Promenade mehrere bemerkenswerte Bauten, die zwischen 1900 und 1914 errichtet wurden.

Die Hakenterrasse am Stettiner Hafen im Jahr 2021 Hakenterrasse am Stettiner Hafen © 2021 KopfsplitterFoto

Dieses Foto wurde aus einer ähnlichen Perspektive aufgenommen, aber 80 Jahre später. Links und rechts der Treppenaufgänge stehen zwei Säulen mit Beleuchtungskörpern. Dazwischen ist eine prächtige Springbrunnengrotte am unteren Ende der Anhöhe zu erkennen. Der Hang wird oben von einigen imposanten Amtsgebäuden und einem Grünzug gesäumt. Von dort hat man einen schönen Blick auf die Oder, den Hafen und auf einen Teil der Stadt.

Das Transportschiff Westsee im Stettiner Hafen 1941 Die Westsee im Stettiner Hafen © 1941 KopfsplitterFoto

Zurück in das Jahr 1941 und zur Vorgeschichte der Zusammenarbeit Finnlands und Deutschlands. Wegen Grenzstreitigkeiten hatte die Sowjetunion am 30. November 1939 Finnland angegriffen. Die als Winterkrieg in die Geschichte eingegangene militärische Auseinandersetzung endete mit der finnischen Niederlage und dem Verlust Kareliens. In der Folge versuchte sich die finnische Regierung der deutschen anzunähern. Das führte dazu, dass Finnland in die deutschen Planungen des Unternehmens "Barbarossa", also dem Überfall auf die UdSSR, einbezogen wurde.

Das Transportschiff Westsee bei der Beladung im Stettiner Hafen 1941 Beladung der Westsee im Stettiner Hafen © 1941 KopfsplitterFoto

Am 22.6.1941 begann auch in Finnland und mit Unterstützung von deutschen Truppen der Angriff auf die Sowjetunion. Das Unternehmen wurde in Finnland als Fortsetzungskrieg des Winterkriegs bezeichnet. Zunächst gelang es Finnland, die an die Sowjetunion verlorenen Gebiete zurückzuerobern. Danach stockte der Angriff und ging in einen mehrjährigen Stellungskrieg über. Im Juni 1944 startete die Rote Armee eine große Offensive, die mit einem Waffenstillstand endete. Finnland musste noch weitere Gebiete abtreten und musste sich außerdem verpflichten, Krieg gegen die noch im Land befindlichen deutschen Truppen bis zu deren Abzug zu führen.

Die beiden Transportschiffe Marie Leonhardt (links) und Westsee (rechts) am Kai im Stettiner Hafen 1941 Kai im Stettiner Hafen © 1941 KopfsplitterFoto

Auf der Rückseite des Fotos steht: "Nun ist die Stunde gekommen und es geht raus auf hohe See. Nachmittag 4 Uhr am 12. Juni 1941". Die Bemerkung bezieht sich wohl eher darauf, dass es Zeit ist, an Bord zu gehen, denn die Verladung ist noch nicht abgeschlossen. Der Widerspruch im Datum - 12. Juni und nicht 11. Juni wie im Internet - ist heute nicht mehr zu klären. Auf dem Bild liegen die beiden Frachter Marie Leonhardt (links) und Westsee (rechts) am Kai. Auf dem Gebäude am linken Rand verweist ein großes Schild auf die Schiffsverbindung "Nach Rügen".

Die Hakenterrasse am Stettiner Hafen mit dem Nationalmuseum Die Hakenterrasse am Stettiner Hafen mit einer Lampe Hakenterrasse © 2021 KopfsplitterFoto

Das Gebäude oberhalb des Springbrunnens war von 1913 bis 1945 das Stadtmuseum von Stettin. Heute ist darin das Stettiner Nationalmuseum untergebracht. Auf dem zweiten Foto: Eine der zwei Säulen, die Leuchttürmen nachempfunden sind und 8 Lampen halten.

Der restaurierte Heumarkt in Stettin Das alte Rathaus am Heumarkt in Stettin - Heumarkt
- Altes Rathaus
© 2021 KopfsplitterFoto

Die Altstadt wurde nach den schweren Kriegszerstörungen nur zum Teil wieder aufgebaut bzw. restauriert. Hier sind der prächtige Heumarkt und das alte Rathaus mit gotischem Ziergiebel abgebildet.

Die ehemalige Kaiserliche Post und heutige Hauptpost in Stettin Haupthalle der ehemaligen Kaiserlichen Post und heutigen Hauptpost in Stettin © 2021 KopfsplitterFotos

Die ehemalige Kaiserliche Post und heutige Hauptpost wurde 1875 eröffnet. Sehenswert ist die Haupthalle mit Säulen und Glasdach. Das historische Gebäude befindet sich in der Nähe des Bahnhofs.

Prinz-Boguslaw-Straße in Stettin Prinz-Boguslaw-Straße © 2021 KopfsplitterFoto

Die Architektur der Gebäude in der abgebildeten Straße Ksiecia Boguslawa X in der Stettiner Neustadt erinnert stark an ähnliche Straßen in Berlin. Im ganzen Viertel wurden schöne Stadthäuser aus der Vorkriegszeit vorbildlich restauriert.

Der Zamenhofa-Platz in Stettin Zamenhofa-Platz © 2021 KopfsplitterFoto

Auch der Zamenhofa-Platz ist von prächtigen Gebäuden umrahmt. Dieser ist nach Ludwik Lejzer Zamenhof benannt, der in dem vielsprachigen Białystok geboren wurde, aber unter seinem Pseudonym weltberühmt wurde. Schon als Jugendlicher suchte er nach einer universellen Welt-Sprache. 1887 veröffentlichte der Arzt schließlich unter dem Namen "Doktoro Esperanto" eine neue Kunstsprache, die später nach diesem Pseudonym benannt wurde.

Das Hafentor in Stettin Das Königstor in Stettin - Hafentor
- Königstor
© 2021 KopfsplitterFoto

Als Überbleibsel der festungsartigen Stadtmauer von Stettin sind diese beiden prächtigen Tore erhalten. Das Hafentor hieß ursprünglich eigentlich Berliner Tor. Im Königstor, vormals Anklamer Tor, ist heute ein Café untergebracht.

Stettiner Schloss Stettiner Schloss © 2021 KopfsplitterFoto

Das Schloss ist eine ehemalige Residenz der Herzöge von Pommern und steht gut sichtbar mitten in Stettin. Im Laufe seiner mehrhundertjährigen Geschichte ist es unzählige Male umgebaut und ergänzt worden. Durch Bombentreffer 1944 stark zerstört, wurde es bis 1980 im Renaissance-Stil wieder aufgebaut und dient heute als Kulturzentrum.

Das Velthusen-Palais am Roßmarkt in Stettin 'Palais unter dem Globus' mit Brunnen auf dem Platz des weißen Adlers in Stettin - Velthusen-Palais
- Palais unter dem Globus mit Brunnen © 2021 KopfsplitterFoto

Einer der schönsten Plätze in Stettin ist sicher der Platz des weißen Adlers, der früher als Roßmarkt bekannt war.

Neues Rathaus in Stettin Eingangsportal vom Neuen Rathaus in Stettin Neues Rathaus © 2021 KopfsplitterFoto

Das Neue Rathaus von 1879 ähnelt eher einer gewaltigen Trutzburg und erinnert mit seinem neugotischen Backsteinbaustil an viele andere Gebäude dieser Zeit, z. B. an das Rote Rathaus in Berlin.

Lesen Sie auch ★ Krakau - die schönste Stadt Polens

nach oben