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Dialog

Corona und Öffentlicher Nahverkehr

erstellt am 8.5.2022; aktualisiert am 31.5.2023

U-Bahn-Zug der BVG Bild von jakob5200 auf Pixabay

Regine Günther (Bündnis 90/Die Grünen) war vom Dezember 2016 bis Dezember 2021 Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz in Berlin. Häufig zitiert und von einigen Medien kritisiert wurde ihre Aussage in einer Rede vom Februar 2019: "Wir möchten, dass die Menschen ihr Auto abschaffen". Insbesondere wurde missbilligt, dass die Senatorin einen Dienstwagen mit Chauffeur nutzte und auch privat meistens mit dem Auto gesichtet wurde.

Das widersprach ihren eigenen Forderungen: Statt mit dem Auto sollten die Menschen künftig mit öffentlichen Verkehrsmitteln, dem Fahrrad oder in gemeinsam genutzten Fahrzeugen ihre Alltagswege zurücklegen. Wörtlich sagte sie: "Je weniger Autos auf der Straße, desto mehr Platz für jene, die wirklich auf das Auto angewiesen sind". Und zu diesen Privilegierten zählte sie sich offenbar selbst. Statt Dienstwagen hätte die Senatorin öfter mal BVG und S-Bahn benutzen können, für die sie ja auch politisch verantwortlich war. Dann hätte sie mit Sicherheit Erfahrungen wie ich gemacht, die ihr nützlich bei der weiteren Arbeit hätten werden können.

Gesendet: 31. März 2021 um 11:35 Uhr
Betreff: Corona und Öffentlicher Nahverkehr

Sehr geehrte Frau Günther,

vor kurzem musste ich leider wieder den Öffentlichen Nahverkehr benutzen, da ich weder Führerschein noch Auto und im Gegensatz zu Ihnen auch keinen Dienstwagen besitze.

Ein Arzttermin stand an. Der Arzt musste vorher noch mit dem Gesundheitsamt telefonieren und schimpfte dann fürchterlich auf die Bürokratie und die Politiker im Zusammenhang mit den Impfungen.

Ich steigerte seine Wut noch, weil ich ihm erzählte, was ich gerade auf der Fahrt mit den Öffentlichen erlebt hatte. In der U-Bahn zum Alex stieg ein Mann zu, unmaskiert, abgerissen, jeweils eine Bierpulle in der linken und rechten Hand. Dieser liebe Mitbürger marschierte nun mehrmals durch den ganzen Zug hin und zurück, immer schön hustend. Am Alex stieg ich in die S-Bahn um. Und wer stieg dort dann auch im letzten Augenblick zu? Unser netter Mitmensch, der sich sofort wieder auf den bekannten Weg durch den Zug machte. Ich stieg also bald wieder aus und gleich im nächsten Zug wieder ein. Dort machte ich dann die ungewollte Bekanntschaft mit einem anderen lieben Mitbürger. Dieser war zwar ohne Bierflaschen, aber ebenfalls unmaskiert. Dazu kratzte er sich ständig am ganzen Körper, vermutlich ein Drogensüchtiger. Ich wechselte vorsichtshalber den Waggon. Letzter Umstieg am Bahnhof Zoo wieder in die U-Bahn. Hier hatte ich das Vergnügen mit einem Mitbürger aus dem arabischen Raum. Sein Handy klingelte und der besseren Verständlichkeit wegen wurde kurzerhand der Mundschutz entfernt. Trotzdem wurde ins Handy gebrüllt, dass der ganze Waggon gut unterhalten wurde. Der Inhalt des Gesprächs blieb den meisten wegen mangelnder Arabisch-Kenntnisse leider verborgen. Ich hatte meinen Zielbahnhof erreicht und konnte endlich diesem Wahnsinn entfliehen.

Mein Arzt rastete fast aus, als ich ihm das erzählt hatte und sprach von Asozialen und weltfremden Politikern, die derlei einfach nicht zur Kenntnis nehmen wollen. Dann steuerte er ein weiteres Erlebnis aus dem Praxisalltag bei. Ein lieber Mitmensch kam unmaskiert in die Praxis. Als ihm eine Maske angeboten wurde, pustete er den anwesenden Arzthelferinnen direkt ins Gesicht und ging wieder. Berlin, Du bist einfach wunderbar!

Kurios war auch meine Rückfahrt. Gleich, als ich in die U-Bahn einstieg, fiel mir wieder ein "Drogensüchtiger" auf. Vielleicht war es sogar derselbe. Am Bahnhof Zoo stand ein Jugendlicher ohne Latz auf dem Bahnsteig, der entweder telefonierte oder nur vor sich hinbrabbelte. Zwei Sicherheitsleute, die an ihm vorbeigingen, nahmen ihn geflissentlich nicht zur Kenntnis. Vermutlich waren sie auf dem Weg nach draußen in die nächste Zigarettenpause. Da hätte ein Hingucken und Ansprechen nur Zeit gekostet. Ich habe ab dann nur noch auf mein Handy geschaut und mir die Ohrstöpsel in die Ohren gesteckt. Mit dieser blutdrucksenkenden Maßnahme kam ich einigermaßen heil nach Hause.

Ach, wie sehr wünsche ich mir, dass unseren Politikern ihre Dienstwagen genommen werden. Dann können sie nicht mehr in ihrem Wolkenkuckucksheim leben und müssen endlich auf enge Tuchfühlung mit dem genervten und wütenden Normalbürger gehen. Das könnte richtig spaßig werden und wäre schon deshalb ein Gewinn für alle Beteiligten.

Mit untertänigen Grüßen

Eine Antwort erhielt ich leider nicht.

Maske "Betrieb eingestellt" © 2021 KopfsplitterFoto

Ich war und bin kein entschiedener Befürworter der Maskenpflicht. Ich werde aber fuchsig, wenn asoziale Säufer und Junkies weitgehend unbehelligt bleiben, während andere Passagiere malträtiert werden. Z. B. durch so widersinnige Anordnungen wie bei der Seilbahn, welche die Gärten der Welt in Berlin-Marzahn überspannt. Vermutlich hatten die Bürokraten Berlins wieder einen ihrer gefürchteten Einfälle, demzufolge das Mitfahren in einer Seilbahnkabine saugefährlich ist für die Gesundheit. Flugs wurde das verboten.

Allerdings ist so mancher auf den Öffentlichen Nahverkehr angewiesen, um die Gärten der Welt überhaupt besuchen zu können. Man durfte sich also mit zig Menschen in einen Bus oder in einen Waggon zwängen, aber es war nicht erlaubt, eine Seilbahnkabine zu benutzen, die vielleicht für 4 bis 6 Passagiere ausgelegt ist. Dabei hätte das Bodenpersonal ziemlich einfach für sicheren Transport sorgen können, wenn es pro Kabine eine Familie oder ein Pärchen oder auch nur Singles zugelassen hätte. Das war wohl zu naheliegend.

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