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Unerwünschtes Gendern: Die Umfragen
aktualisiert am 8.9.2022
Bild von Venita Oberholster (Pixabay)
Obwohl das Thema buchstäblich in fast aller Munde ist, gibt es erstaunlich wenige Umfragen zur Nutzung der Gender-Sprache. Die Tendenz ist aber eindeutig. Es gibt mehr oder minder große Mehrheiten gegen eine gendergerechte Sprache. Sie wird eher als Problem gesehen als dass sie zur Lösung von gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten beitragen könnte.
Das bekannte Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap führte in den Jahren 2020 und 2021 für die deutsche Zeitung Welt am Sonntag entsprechende Umfragen durch, die danach in anderen Medien häufig zitiert wurden. Das Fazit von Infratest: "Die zunehmende Präsenz einer gendergerechten Sprache in Medien und Öffentlichkeit hat deren Akzeptanz nicht gesteigert. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Ablehnung gestiegen." Die Fragestellung war in beiden Umfragen identisch:
"Nun eine Frage zur geschlechterneutralen Sprache, also der sogenannten Gendersprache. Dafür wird beispielsweise beim 'Binnen-I' nicht von Wählerinnen und Wählern, sondern in einem Wort von 'WählerInnen' gesprochen, d.h. mit kurzer Pause vor dem 'i'. Außerdem werden beispielsweise aus den Zuhörern die Zuhörenden. Wie stehen Sie zur Nutzung einer solchen Gendersprache in Presse, Radio und Fernsehen sowie bei öffentlichen Anlässen? Befürworten Sie dies voll und ganz, eher, lehnen Sie dies eher ab oder voll und ganz ab?"
Quelle: Infratest dimap bzw. Welt am Sonntag
# befürworte voll und ganz: 10 % (-6 % zum Vorjahr)
# befürworte eher: 16 % (-3 % zum Vorjahr)
# lehne eher ab: 29 % (+3 % zum Vorjahr)
# lehne voll und ganz ab: 36 % (+6 % zum Vorjahr)
Auffällig sind natürlich die Vergleichswerte beider Jahre. Wie schon erwähnt, ist die Akzeptanz binnen eines Jahres gesunken. Das dürfte wohl an der gestiegenen Sicht- und Hörbarmachung der Gendersprache in den Medien liegen. 65 % (Vorjahr: 56 %) der Befragten lehnen den Gendersprech ab, 35 % (Vorjahr: 45 %) sind dafür. Auch in allen Altersgruppen überwiegt die Ablehnung, sogar bei den bis zu 40jährigen. Ebenso bei den Frauen und den Bevölkerungsgruppen mit hoher Bildung.
Quelle: Infratest dimap bzw. Welt am Sonntag
Diese Grafik zeigt die Verteilung nach Parteizugehörigkeit zur Gender-Umfrage von Infratest dimap. Einzig bei den Grünen halten sich Befürworter und Gegner die Waage. Das ist auch die einzige Gruppe, in der die Akzeptanz gestiegen ist. In allen anderen Parteien ist die Ablehnung eindeutig. Die Bandbreite reicht von 57 % bei den SPD-Unterstützern bis zu 83 % bei den AFD-Anhängern.
Infratest dimap Umfrage extern🡽
MDRfragt - Das Meinungsbarometer für Mitteldeutschland vom Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) stellte im Juli 2021 seinen angemeldeten Mitgliedern Fragen unter der Überschrift "Gendersprache – überbewertet oder unterrepräsentiert?" Der Sender erhielt fast 26.000 Antworten (50 % aus Sachsen, je 25 % aus Sachsen-Anhalt und Thüringen).
Die (bittere?) Erkenntnis: "Für die MDRfragt-Mitglieder, die sich an unserer aktuellen Befragung beteiligt haben, ist die Debatte vor allem eins: unwichtig. 86 Prozent haben dies angegeben. Nur 14 Prozent sind der Meinung, dass das Anliegen, alle Geschlechter in der deutschen Sprache hör- und sichtbar zu machen, wichtig ist." Das Ergebnis bei den Männern war 90 % zu 10 % und bei den Frauen 82 % zu 18 %.
Quelle: MDRfragt - Das Meinungsbarometer für Mitteldeutschland
MDRfragt wollte außerdem wissen, welches Wort mit der Genderdebatte verbunden wird. Die 20 am häufigsten genannten Wörter wurden in einer Grafik dargestellt: "Die negativen Zuschreibungen überwiegen. Allein das Wort 'überflüssig' wurde von rund einem Fünftel der MDRfragt-Mitglieder, die sich an der Befragung beteiligt haben, verwendet."
Anhand des Wortes "Student/Studentin" wollten die Befrager herausfinden, welche Formulierung in einem geschriebenen Text für die Pluralform bevorzugt wird.
"Dabei sprachen sich mit Abstand die meisten für das generische Maskulinum ('Studenten') aus - sowohl beim Lesen als auch beim Hören."
58 % Studenten (ohne gendersensible Formulierung): 54 % Frauen, 64 % Männer
Etwa ein Fünftel bevorzugt jeweils die Partizip-Variante ('Studierende').
Die Paarform ('Studentinnen und Studenten') finden nur bei einem kleinen Teil der Befragten Zuspruch.
Andere Varianten - wie Sternchen - landeten kaum messbar auf den letzten Plätzen.
MDRfragt-Umfrage extern🡽
Mitte 2021 befragte die Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF-Politbarometer 1.224 zufällig ausgewählte Wahlberechtigte:
Quelle: Politbarometer ZDF, Grafik Nr. 18 (von insgesamt 41)
1. Frage: Wie wichtig finden Sie es, dass die Medien auf eine geschlechtergerechte Sprache achten?
# Sehr wichtig: 6 %
# Wichtig: 20 %
# Nicht so wichtig: 25 %
# Überhaupt nicht wichtig: 48 %
Also 26 % der Befragten hielten es für "wichtig" oder "sehr wichtig", wenn in den Medien eine geschlechterneutrale Sprache benutzt wird, dagegen hielten das 73 % für "nicht so wichtig" oder "überhaupt nicht wichtig".
Quelle: Politbarometer ZDF, Grafik Nr. 19 (von insgesamt 41)
2. Frage: Geschlechtergerechte Sprache in den Medien: Trennungszeichen einfügen bzw. Sprechpausen machen?
# gut: 25 %
# nicht gut: 71 %
# weiß nicht: 4 %
Ein eindeutiges Resultat: Nur ein Viertel der Befragten akzeptiert den Gender-Sprech. Daher ist es nicht verwunderlich, wie der Sender mit diesem unbequemen Umfrageergebnis umgeht, nämlich auffällig unauffällig. Er versteckt es einfach in der Grafik Nr. 18 und Nr. 19 (von insgesamt 41) unter der Gesamtüberschrift "Mehrheit für Impfpflicht in Klinik und Schule"! Einen eigenen Text zur Gender-Umfrage sucht man vergeblich. Nichts also mit dem ZDF-Slogan "Mit dem Zweiten sieht man besser". Der Spruch ist eh überholt, ist doch das böse maskuline Wort "man" enthalten.
Politbarometer ZDF extern🡽
Am 31.5.2022 sendete der Bayerische Rundfunk (BR) eine Diskussion am ARD-Diversity-Tag zum Thema "Gendern - Modeerscheinung oder Sprach(r)evolution?" Moderatorin Claudia Stamm (eine ehemalige Grünen-Politikerin) benutzte selbst den Gender-Sprech und führte parteiisch durch die Sendung. Von den eingeladenen Podiumsgästen sprach sich auch nur einer explizit gegen das Gendern aus.
In der Live-Sendung wurden vor der eigentlichen Diskussion die Ergebnisse von Umfragen gezeigt, an denen Schüler und Schülerinnen teilnahmen. Die Mehrheit sprach sich gegen das Gendern aus. Nach dem Meinungsaustausch wurde die Online-Umfrage wiederholt. Trotz der Einseitigkeit der Sendung hatte sich die Einstellung der Schüler nicht verändert. Sie lehnten die Gender-Sprache weiter klar ab.
Quelle: BR-Mediathek (BR-Screenshot)
Kommentar der Moderatorin Stamm: "In die positive Richtung hat die Diskussion am wenigsten gebracht und die meisten sagen weiterhin unnötig." Eine merkwürdige Aussage. Die Gesprächsleiterin maßte sich an, das Ergebnis als negativ zu bewerten, weil das Gendern mehrheitlich abgelehnt wurde.
Sendung in der BR-Mediathek extern🡽
Die bisher aktuellste Umfrage zum Gendern wurde in einer Sendung von RTL Stern TV am 21.08.2022 ausgewertet. Mit einem sehr eindeutigen Ergebnis.
Quelle: RTL Stern TV (YouTube-Screenshot)
Es wurden 20.000 Teilnehmer befragt:
Sind Sie für oder gegen das Gendern?
# Dafür: 6,68 %
# Dagegen 93,32 %
Sendeauschnitt auf YouTube extern🡽
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